Ein Besuch bei den Wasserspielen im Bergpark Wilhelmshöhe

Der Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe zählt zu den Top-Attraktionen in der nordhessischen Großstadt. Neben dem Herkules, dem Wahrzeichen Kassels, können die Besucher u.a. das Schloss Wilhelmshöhe oder die Löwenburg bestaunen. Zweifellos sind jedoch die Wasserspiele, die jährlich zwischen Mai und Oktober stattfinden das absolute Highlight.

Auch ich habe mich auf in den Bergpark gemacht und schildere meine Eindrücke aus der Sicht eines blinden Menschen.

Mittwoch 01. Mai 2019.

Feiertag, Sonnenschein und Start der Wasserspielsaison. Ein perfekter Zeitpunkt in den Bergpark zu fahren. Und so packen wir unsere Picknickdecke und machen uns gut gelaunt auf dem Weg in den Bergpark.

Was gleich bei Ankunft auffällt, sind die vielen Menschenmassen, die den Park hinauf Richtung Fontänenteich oder noch weiter hinauf zum Herkules strömen.

Oma, Opa, Kind, Eltern, Junge, Alte, Einheimische und Touristen; alle kennen an diesem traumhaft schönen Frühlingstag nur das Ziel Bergpark Wilhelmshöhe und Wasserspiele. Eine sehr angenehme, familiäre und fröhliche Mischung.

Während viele hinauf zum Herkules und damit an den Anfang der Wasserspiele wollen, ist unser Ziel die große Wiese hinter dem Schloss Wilhelmshöhe und dem Fontänenteich, wo zum krönenden Abschluss die Wasserfontäne erscheinen soll.

Auch hier hat sich bei unserem Eintreffen schon ein großes Publikum versammelt. Viele Menschen nutzen die Wiese zum Fußballspielen, Picknicken, Musik hören, oder so wie wir einfach zum in der Sonne liegen und entspannen.

Meine sehende Frau erfreut sich am Ausblick auf den Herkules und die grünen Bäume. Ich genieße die frische und klare Frühlingsluft, das Zwitschern der Vögel, den warmen Sonnenschein und die Geräusche, die die vielen Menschen auf der Wiese erzeugen.

Mir fällt auf, dass die Luft hier viel mehr nach Natur und frühlingshafter riecht als in der Kasseler City. Auch in den Innenstadtparks wie der Karlsaue ist die Luft lange nicht so klar und frisch, wie hier im Bergpark. Dies spürt man auch an der Temperatur, die hier etwas niedriger ist als in der Innenstadt. Zudem ist es auch windiger.

Auch singen hier viel mehr Vögel. Dies alles lässt einen die hektische, laute und muffige Großstadt vergessen.

Pünktlich um 14:30 wird es dann zum ersten Mal spannend. Eine Sirene erklingt und kündigt den Start der Wasserspiele am Herkules an. Die Blicke der Menschen richten sich erstmalig gen Herkules; erste Fotos werden geknipst. Und tatsächlich lässt sich aus der Ferne beobachten, wie die Wassermassen eine Treppe hinablaufen. Von einem faszinierenden Anblick spricht meine Frau und schießt begeistert einige Fotos.

Ich kann das Schauspiel nur durch die Beschreibungen meiner Frau erleben, außer der Sirene ist nichts akustisch zu vernehmen.

Doch auch für die sehenden Zuschauer gibt es recht schnell nichts mehr zu sehen, da der weitere Wasserverlauf vor erst nicht einsehbar ist von der Schlosswiese.

Nun widmet man sich schnell wieder anderen Dingen wie Fußball spielen, Musik hören oder Picknicken. Wir lehnen uns auf unserer Decke zurück und lassen ein wenig die Seele baumeln, während sich das Wasser allmählich seinen Weg durch den Bergpark über die Stationen Kaskaden, Steinhöfer Wasserfall und Täufelsbrücke nach unten bahnt.

Dann kommt plötzlich Bewegung in die Menschenmenge. Das Picknick wird unterbrochen, die Musik ausgeschaltet und Bälle achtlos liegen gelassen. Stattdessen strömen alle zum Fontänenteich, um möglichst gute Sicht auf das Schauspiel, was sich allmählich andeutet zu haben.

Auch wir verlassen unsere Picknickdecke und laufen hinüber zum Teich. Tatsächlich haben wir Glück und können einen guten Platz relativ weit vorne ergattern.

Das Wasser hat in zwischen die vorletzte Station, das Viadukt erreicht, von wo aus es 30 m in die Tiefe stürzt und somit einen gigantischen Wasserfall bildet. Und jetzt komme auch ich als blinder Mensch endlich voll und ganz auf meine Kosten, denn der Wasserfall ist auch akustisch wahrzunehmen. Zunächst nur ein leises zaghaftes Plätschern in der Ferne, schwillt es mehr und mehr zu einem lauten Rauschen an, was an einen reißenden Fluss erinnert. Während meine Frau völlig begeistert Bilder vom Wasserfall schießt, gebe ich mich voll und ganz dem Geräusch des Wassers hin. Dabei beschreibt mir meine Frau die Station und den Wasserverlauf.

Und dann erreicht das Wasser die letzte Station und den Höhepunkt der Wasserspiele: Den Fontänenteich.

Nach dem Wasserfall stürzt das ganze Wasser in den Teich und sorgt somit für eine Fontäne, die 52 m in die Luft ragt. Ah- und oh-Rufe erschallen von allen Seiten, als sich plötzlich die Riesenfontäne vor den Augen der Zuschauer aufbaut. Und auch meine Begeisterung ist grenzenlos, denn das hochspritzende und schäumende Wasser ist auch akustisch sehr gut wahrzunehmen. Und nicht nur das, der leichte Wind trägt auch ein paar wenige Wassertropfen zu uns herüber, die uns im Gesicht kitzeln. Und riechen kann ich das aufgewühlte Wasser nun auch. Die Wasserfontäne ist also nicht nur mit dem Sehsinn wahrzunehmen, sondern auch mit dem Tast-, Hör-, und Geruchssinn.

Passend zum Höhepunkt schaut auch die Sonne wieder hinter den Wolken hervor, die sich zwischendurch ein wenig zurückgezogen hatte.

Nun stehen wir da, die Sonne scheint uns ins Gesicht, kleine Wassertropfen tanzen auf unserer Haut, wir lauschen dem Wasser rauschen und genießen den Wassergeruch.

Mit der Zeit wird die Fontäne kleiner, das Rauschen leiser und der Wassergeruch lässt nach. Die beeindruckenden Wasserspiele finden ihr Ende.

Wir machen uns langsam auf dem Rückweg. Vorbei am Schloss Wilhelmshöhe und weiter durch den Bergpark. Ein schöner Spaziergang, der einen wunderschönen Tag im Bergpark perfekt abrundet.

Ein Video mit den Wasserspielen im Bergpark gibt esHier..

Weitere Informationen zum Bergpark Wilhelmshöhe und den Wasserspielen findet man Auf diesen Seiten..

Eine Liste mit weiteren Möglichkeiten den Frühling in Kassel aus der Perspektive eines Blinden zu erleben habe ich An dieser Stelle zusammengestellt.

Perspektivwechsel wünscht allen Leserinnen und Lesern einen sonnigen und schönen Mai!

Der Beitrag wurde zuerst auf dem Blog

Perspektivwechsel veröffentlicht. Dort findest du weitere spannende Artikel rund um das Thema Leben mit Blindheit.

Du findest Perspektivwechsel auch auf Facebook.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.