Laura, Aktivistin mit ohne Muskeln

Hallo,
ich bin Laura. Ich bin Jahrgang 1997 und lebe selbstbestimmt mit persönlicher Assistenz in meiner Wahlheimat Berlin. Ich habe hier die Ausbildung zur Moderatorin mit journalistischen Grundkenntnissen gemacht. Schon während der Ausbildung habe ich freiberuflich in diesem Beruf gearbeitet und tue das weiterhin. Tief in meinem Herzen bin ich aber nicht nur Moderatorin und Journalistin, ich bin auch Aktivistin. Auf meinem Blog Projekt Leben schreibe ich einen bunten Mix aus Informationen für Menschen mit Behinderung, aber auch Beiträge, die sich explizit an Journalisten richten, die über Menschen mit Behinderung berichten oder an jede andere Person, die es interessiert.
Aktuell setze ich mich mit all meinen Ressourcen gegen den Gesetzentwurf Ipreg ein, denn dieser könnte das Ende meiner Selbstständigkeit, meiner Selbstbestimmtheit und meiner Würde bedeuten. Ich bin aufgrund meiner nicht mehr wirklich vorhandenen Muskeln zeitweise auf Beatmung angewiesen und natürlich auf Assistenz, die immer, zu jeder Tages- und Nachtzeit verfügbar sein muss. Wenn der Gesetzentwurf zum Gesetz werden würde, würde die Krankenkasse die Zahlung meines persönlichen Budgets, mit dem ich meine persönliche Assistenz selbst als Arbeitgeberin organisiere umgehend einstellen. Wenn ich Glück hätte, bekäme ich eine Übergangszeit, bis ich einen Heimplatz gefunden hätte. Da ich schon vor einiger Zeit sehr lange in einem Heim gewohnt habe, weiß ich wie es dort zugeht und möchte das für mich und mein Leben nie wieder haben.
Jetzt, nach Beendigung der Ausbildung bin ich in einer Orientierungsphase. Wenn man mich fragt, wo ich mich in zwanzig Jahren sehe, dann gibt es drei verschiedene Optionen:

1. (Mein Favorit) ich bin erfolgreiche Moderatorin. Die Moderation ist nicht mein einziges Geschäft, ich halte zusätzlich Vorträge über persönliche Assistenz, persönliches Budget und vielleicht auch generell über das Leben mit einer fortschreitenden Erkrankung.
2. Ipreg wurde zum Gesetz, alle Klagen haben nicht geholfen, ich lebe in einer Einrichtung für Intensivpflege, in der die Pflegequalität wahrscheinlich schlecht ist wegen Überlastung des Personals und sterbe langsam vor mich hin.
3. Corona ist mehr als nur eine Verschwörungstheorie. Das wissen wir alle. Ich gehöre zur Risikogruppe und wenn ich mich anstecke, werde ich wahrscheinlich sterben. Auch das kann aktuell passieren und sollte nicht außer acht gelassen werden.

So unterschiedlich die einzelnen Möglichkeiten sind, die mir das Leben in Zukunft bieten kann, so klar ist für mich, dass ich informieren und aufklären möchte, solange ich kann. Ich tue das nicht nur auf meiner Webseite, sondern auch hier bei „anders und doch gleich“. Hin und wieder werdet ihr von mir Beiträge rund um persönliche Assistenz zu lesen bekommen. Schreibt ihr uns doch in die Kommentare, was euch an diesem Thema besonders interessiert und ich arbeite das dann für euch auf.
Also, wir lesen uns 🙂

Ein Kommentar

  • Vielen Dank für deinen Beitrag, in dem du dich so nett vorstellst. Schön, dass du selbstbestimmt mit deiner persönlichen Assistenz in der Hauptstadt lebst. Gibt es die Ausbildung zur Moderatorin mit journalistischen Grundkenntnissen immer noch? Ich interessiere mich dafür.

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