Vorstellung: Nikos Gavriil Gentsidis

Mein Name ist Nikos, ich bin 23 Jahre alt und wohne zurzeit in Köln. Als ich im April 2017 in einer Vertriebs- und Marketingagentur arbeitete, machte ich beim morgendlichen Kaffee eine seltsame Entdeckung. Eine Art weißer Strich zog sich quer durch das Sichtfeld meines linken Auges. Da sich dieser nervige, aber keineswegs störende Strich nicht aus dem Staub machen wollte, entschied ich mich nach Absprache mit meiner Mutter einen Arzt zu konsultieren. Einige Familienmitglieder (mütterlicherseits) waren zu diesem Zeitpunkt nämlich schon an der seltenen, neurodegenerativen Krankheit „Lebersche Heriditäre Optikus Neuropathie“ (LHON) erkrankt. Als die Ärzte in der Augenklinik der Uniklinik Köln 9 Stunden lang verschiedene Untersuchungen an mir durchführten, teilten sie am darauffolgenden Tag mit, dass sie zwar noch die Blutergebnisse abwarten müssten, sie aber zu 99% sicher wären, dass die genetisch bedingte Krankheit auch bei mir ausgebrochen sei.

Von diesem Zeitpunkt an verschlechterte sich mein Sehvermögen innerhalb von einem Jahr von Anfangs 180% (Mein Arzt nannte mich Adlerauge) auf 2-3% auf beiden Augen. Dankbar bin ich dafür, dass sich der Prozess schleichend entwickelte und ich mich so gut an die neuen Gegebenheiten gewöhnen konnte. Meine Behinderung schränkt mich natürlich in gewisser Weise ein, doch meine Hobbies übe ich weiterhin aus. Bei meiner Arbeit im Vertrieb habe ich trotzdem oft die besten Ergebnisse erzielt und zum Erstaunen aller Ärzte bin ich nicht auf einen Langstock oder Blindenhund angewiesen. Zu meinen Hobbies gehört musizieren, lesen, kochen und Sport treiben. Mir ist bewusst, dass die Technik und die Hilfe meiner Mitmenschen mir dieses unabhängige Leben ermöglichen.

Allerdings bin ich auch davon überzeugt, dass es im Grunde mit der inneren Einstellung eines Menschen zu tun hat, wie unabhängig er ist. Die größten Einschränkungen die eine Sehbehinderung mit sich bringt, sind die im Kopf. Indem ich diesen Ängsten auf Augenhöhe begegne und bspw. alleine reise, zeige ich der Limitierung, dass sie nur durch Angst entstanden ist und völlig irrational ist. Denn früher oder später entwickeln sich bei einem Menschen mit Sehbehinderung Ängste, denen er trotz seiner verschwommenen und schlechten Sicht in die Augen sehen muss.

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