Lydiaswelt stellt sich vor

Hallo,

ich heiße Lydia, bin 49 Jahre alt, und dem Gesetz nach blind. Gleiches gilt auch für meinen Mann. Unsere Kinder sind normal sehend. In meiner Freizeit stricke ich gerne und lese und schreibe viel.

Was heißt überhaupt blind?

Dem Gesetz nach blind ist man, wenn man auf dem besser sehenden Auge höchstens zwei Prozent sieht. Ein Straßenschild, welches ein normal sehender Betrachter aus 100 m Entfernung erkennt, ist für den blinden Betrachter erst ab ca. zwei m erkennbar. So in etwa kann man sich das vorstellen. blind heißt also nicht unbedingt gar keine visuelle Wahrnehmung mehr, sondern von nichts bis zwei Prozent Sehvermögen. Nur vier Prozent aller blinden Personen sind tatsächlich völlig blind. In diesem Zusammenhang taucht auch schon mal der Begriff “vollblind” auf.

Grade der Sehbehinderung

Sieht jemand mehr als die zuvor beschriebenen zwei Prozent, so reden wir bis zu einem Sehvermögen von fünf Prozent von einer hochgradigen Sehbehinderung. Diese wirkt sich je nach Augenerkrankung unterschiedlich aus. Grundsätzlich sind die Angaben in Prozent nur eine Art Richtwert, der keine brauchbare Aussage über die tatsächliche Verwertbarkeit des Restsehens hat.
Sehbehindert ist man, wenn man auf dem besser sehenden Auge zwischen fünf und 30 % Sehvermögen erreicht.

Wenn ich also dem Gesetz nach blind bin, dann habe ich einen Sehrest von bis zu zwei Prozent auf dem besser sehenden Auge.
Jeder Mensch nimmt unterschiedlich wahr. Auch Personen mit einer Sehbehinderung bilden hier keine Ausnahme. Es kann also gut sein, dass jemand, der 10 % Restsehen hat, wesentlich unbeholfener ist als jemand, der nur zwei % Restsehen hat. Denn das Sehen selbst ist eine Sache, der Umgang damit eine ganz andere.

Und wo stehe ich?

Ich habe meine Techniken entwickelt, die es mir möglich machen meinen Sehrest so gut wie möglich zu nutzen. Gleichzeitig kenne ich meine Grenzen. Ich habe gelernt mir in den Situationen Hilfe zu holen, die mich sehtechnisch an meine Grenzen bringen. Entweder greife ich auf meine anderen Sinne zurück, oder nutze technische Hilfsmittel. Und wenn beides nicht geht, oder mich zu viel Kraft kostet, dann habe ich kein Problem damit mir sehende Hilfe in Form von Assistenz zu organisieren. Ich muss niemandem beweisen, dass ich etwas unbedingt alleine schaffen kann.

Blinde sollten sichtbar sein.

Beinahe täglich begegne ich nicht blinden Menschen, die blinde Personen nur aus irgendwelchen Filmklassikern oder der Regenbogenpresse kennen. Sitze ich beispielsweise strickend auf einer Parkbank oder in einem Zug, so möchte ich meinen Hintern darauf verwetten, dass ich zum Blickfang für die Kuriosität des Tages werde. Menschen mit Behinderung sind somit noch lange nicht im Mittelpunkt unserer Gesellschaft angekommen. Ein Grund dafür mag sein, dass wir nicht allzu oft auf der Straße in Erscheinung treten.

Mein Beitrag zu einem besseren Miteinander

Im Juni 2016 habe ich den Blog “lydiaswelt” gestartet. hier schreibe ich über meinen Alltag als blinde Mutter, meine arabischen Wurzeln und allgemein zum Thema Blindheit und Sehbehinderung. Und weil ich zeigen möchte, dass auch blinde Personen völlig unterschiedlich, und damit vielseitig sein können, kommen auch mal Gastautoren bei mir zu Wort.

Mein Blog ist unter www.lydiaswelt.wordpress.com zu finden. Hier freue ich mich auf Euren besuch, Eure konstruktive Kritik, und auch über das ein oder andere Like. In diesem Sinne: Wir sehen uns.

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